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https://art.ceskatelevize.cz/inside/zdenek-sykora-nechtel-jen-neco-zobrazovat-chtel-vytvorit-novy-obraz-NqaVj

ZDENĚK SÝKORA WOLLTE NICHT NUR ETWAS ABBILDEN, ER WOLLTE EIN NEUES BILD ERSCHAFFEN

Lenka Sýkorová und der Architekt Josef Pleskot 2019 auf der Piazzetta in Louny
Foto: Miroslava Strnadová

Interview: Lenka Sýkorová und Kateřina Zemanová
08. 02. 2023

Nur selten geht eine Kleinstadt in die Annalen der Kunstgeschichte ein. Der Stadt Louny ist dies in den sechziger Jahren dank der ortsansässigen Künstler gelungen – Zdeněk Sýkora, Vladislav Mirvald und Kamil Linhart. Für dieses Interview besuchen wir Lenka Sýkorová, die Ehefrau und Mitarbeiterin des ersten dieser drei. In einer Galerie in Louny findet gerade eine Ausstellung statt, die mit besagtem Phänomen zusammenhängt.

 Das Atelier des Ehepaars Sýkora befindet sich einige hundert Meter von der Benedikt-Rejt-Galerie entfernt. Überall hängen Bilder von Zdeněk Sýkora an den Wänden. Vom riesigen Fenster des Ateliers aus hat man einen Ausblick auf das Böhmische Mittelgebirge und den Fluss Eger. Nicht zufällig begann Sýkora (wie andere Künstler aus Louny) als Fotograf und später als Landschaftsmaler – die hiesigen Hügel laden dazu ein. Bekannt wurde er jedoch vor allem mit seinen Strukturen und Linien, die er auch mithilfe des Computers schuf. Seit Mitte der achtziger Jahre arbeitete er daran mit seiner Frau Lenka Sýkorová zusammen.

Die sechziger Jahre gelten in Louny als goldenes Zeitalter der Kunst. Die Benedikt-Rejt-Galerie organisierte nun eine Ausstellung, in der nicht nur Werke bekannter tschechischer Künstler, sondern auch argentinischer Konstruktivisten und der Moskauer Kinetisten zu sehen sind, die sie hier bereits 1965 präsentiert hatte. Die Galerie kehrt damit zu ihren Anfängen zurück. Sie waren damals zehn Jahre alt. Nach Louny, zu Zdeněk Sýkora, sind Sie erst später, in den achtziger Jahren, gezogen. Haben Sie noch den Nachhall dieses „goldenen Zeitalters“ der hiesigen Kultur miterlebt?

In den achtziger Jahren war das schon sehr verblasst. Es gab zwar Versuche, das kulturelle Leben wiederzubeleben, aber es gab keine geeigneten Räume, denn die Benedikt-Rejt-Galerie befand sich seit den siebziger Jahren immer noch im Bau. Es geschah nichts Aufregendes, die Synergie der sechziger Jahre war zweifellos erloschen.

 

Die Ausstellung „Konstruktive Tendenzen“ in der Benedikt-Rejt-Galerie Louny, Foto: Kateřina Zemanová

 

Es war in den sechziger Jahren, dass Sýkora begann, seine später berühmt gewordenen Strukturen zu erschaffen. Warum ist er nicht bei der Landschaftsmalerei geblieben?
Es zog ihn immer weiter. Wäre er 1960 bei den wundervollen fauvistischen Gärten geblieben, die er damals malte, könnte er heute ein berühmter tschechischer Kolorist sein. Aber ihm wurde bewusst, dass er sich von der Natur entfernt hat und dass er den Schritt zur Abstraktion vollziehen will – und so wurde er Maler. Er wollte nicht nur etwas abbilden, sondern wirklich ein Bild erschaffen. Das ist das Wesen der modernen Malerei des 20. Jahrhunderts.

Sind das nur Linien, sind das nur Strukturen? Gilt für sie, was er zu sagen pflegte, nämlich: „Das Bild ist nur das, was wir sehen, und es ist nichts dahinter, es ist nichts davor“? Oder haben Sie noch etwas darüber hinaus in ihnen gesehen?
Es ist ungegenständliche Kunst, man sollte also keine Geschichte darin suchen. Eine andere Sache ist die Interpretation des Bildes, diese hängt vom Betrachter ab, und niemand – auch nicht der Künstler selbst – kann sie ihm nehmen. Was die Linien angeht, sind sie, vereinfacht gesagt, eine Visualisierung des Zufalls, bei den Strukturen wiederum ging es um Kombinatorik. Um einen Versuch, „was passiert, wenn...“. Es ist ganz sicher keine Darstellung des Weltalls oder was auch immer die Leute gern hineinlesen.

In Louny trafen Mitte des vergangenen Jahrhunderts drei starke Persönlichkeiten der Kunstszene aufeinander – Sýkora, Mirvald und Linhart. Was hatten sie damals für eine Beziehung zueinander? Inspirierten sie sich gegenseitig?
Ein Bindeglied zwischen den dreien war das Wirken des Bibliothekars Jaroslav Janík aus Louny in der Zeit des Protektorats, in der sie einander begegneten und sich gegenseitig beeinflussten. Danach studierten alle drei dasselbe Fach an der Pädagogischen Fakultät der Karlsuniversität.
In den fünfziger Jahren waren Zdeněk Sýkora und Vladislav Mirvald fast wie Brüder, wann immer sie konnten, malten sie gemeinsam in der Natur. Sie kreierten ihre eigene Sprache, hatten ihre speziellen Wörter. In den sechziger Jahren waren sie zusammen in der Künstlergruppe „Křižovatka“. Kamil Linhart gehörte auch in Prag einer etwas anderen sozialen Gruppe an, er leitete die Laienkünstler in Litvínov, trotzdem freundeten sich auch diese beiden miteinander an und an der Fakultät hatten Linhart und Sýkora ein gemeinsames Büro. Die sechziger Jahre führten sie alle wieder zusammen, das Bindeglied war der Konstruktivismus, an dem sie aktiv mitwirkten. Sie hatten Ausstellungen in Louny und Prag.

 

Zdeněk Sýkora, Kamil Linhart und Vladislav Mirvald 2001 in Mirvalds Atelier, Foto: Jaroslav Brabec


Veränderte sich ihre Beziehung im Laufe der Jahre?
Zdeněk Sýkora begann in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre berühmt zu werden, er arbeitete an verschiedenen Projekten, hatte bis zu vier Ausstellungen im Jahr, oft im Ausland. In dieser Zeit pflegte er enge Kontakte zur Prager Gesellschaft. Die Ausstellung „Neue Sensibilität“ (Nová citlivost) im Jahr 1968 war für lange Zeit die letzte, in der sich alle drei gemeinsam präsentierten. Dann trennten sich ihre Weg, besser gesagt, jeder fand seinen eigenen Weg, aber sie waren nach wie vor miteinander befreundet. Kamil Linhart kehrte auch in seiner Malerei zur Philosophie zurück, während Vladislav Mirvald weiter geometrische Bilder malte und begann, in Louny Wurzeln zu schlagen.

In der Sendung „Hovory“ im Tschechischen Rundfunk haben Sie gesagt, dass es mit Zdeněk Sýkora, Ihrem Lehrer an der Universität, keinesfalls Liebe auf den ersten Blick war und dass Ihnen Kamil Linhart sympathischer war. Gab es etwas, das die beiden Herren gemeinsam hatten? Und wodurch hat Sie Zdeněk Sýkora schließlich bezaubert?

Was mir an Zdeněk Sýkora nicht gefiel, war seine Distanziertheit. Im ersten Studienjahr war er sehr streng, er hat uns nichts nachgesehen. Kamil Linhart, der uns ebenfalls unterrichtete, sagte dagegen gleich: „Mädels, lasst uns in die Kneipe gehen.“ Er war ein hervorragender Erzähler, und obwohl er uns in deskriptiver Geometrie unterrichtete, hielt er uns Vorlesungen in Philosophie. Sýkora dagegen sagte einen Satz, auf den ich empfindlich reagiere: „Das können Sie nicht verstehen…“ Erst sehr viel später habe ich begriffen, dass er gerade eine sehr traurige Zeit durchlebte, seine Schwester und sein Vater waren gestorben. Er fühlte sich allein. Mein Blick auf ihn änderte sich erst im zweiten Studienjahr, plötzlich sah ich, was für eine große und angesehene Persönlichkeit das war. Kamil Linhart und Zdeněk Sýkora waren völlig verschieden, sie hatten eine unterschiedliche Art zu denken– jemand sagte über sie, sie ähnelten einander wie ein Kreis einem Quadrat. Aber sie hatten beide gemeinsam, dass sie uns etwas beibringen wollten.

War der Altersunterschied von 37 Jahren zwischen Ihnen und Zdeněk Sýkora irgendwann ein Problem?

Erst in den letzten Jahren, als klar wurde, dass sich unser gemeinsames Leben seinem Ende nähert. Sonst nicht, Zdeněk war im Kopf jung geblieben, für ihn gab es keine Barrieren. Als wir heirateten, war er über sechzig, so alt wie ich jetzt, ich kann mir also seine damalige Befindlichkeit ungefähr vorstellen. Im Unterschied zu ihm, frage ich mich aber ab und zu: Was ist, wenn ich das nicht mehr schaffe... Er hatte diese Befürchtungen erst mit achtzig. Das einzige Problem war also die Tatsache, dass wir alle sterblich sind...

 

Erstes gemeinsames Foto von Zdeněk Sýkora und Lenka Sýkorová im Atelier (1981), Foto: Vladislav Mirvald


Sie haben an Zdeněk Sýkoras Bildern mitgearbeitet. Wie aber ist es um Ihre eigene Kunst bestellt?
Ich habe ein paar Landschaftsbilder, die entstanden sind, als wir in den achtziger Jahren gemeinsam zum Malen gingen, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass meine Bilder die Welt retten können. Wichtiger war für mich die Rolle als Mitarbeiterin. Zdeněk betonte immer, dass er ohne mich nur die Hälfte der Bilder gemalt hätte, das ist ein gutes Gefühl.  Nach zehn Jahren Zusammenarbeit kam ich gar nicht mehr auf den Gedanken, zu meiner eigenen Malerei zurückzukehren.

Und jetzt?
Jetzt bin ich rundum beschäftigt mit meiner Arbeit für die Ausstellungen, Bücher und verschiedenen Veranstaltungen, die mit dem Namen Zdeněk Sýkora verbunden sind. Auch der Aufbau des Archivs füllt mich aus, ich arbeite seit 1986 daran.

 

Zdeněk Sýkora und Lenka Sýkorová 2002 bei der Arbeit im Atelier, Foto: Jaroslav Brabec


Wie viele Bilder von Zdeněk Sýkora hat die Benedikt-Rejt-Galerie überhaupt in ihrer Sammlung?
Dreiundzwanzig, und zwar die wichtigsten! Ohne die Benedikt-Rejt-Galerie können wir keine Sýkora-Retrospektive machen. Die meisten dieser Werke hat Jan Sekera, der erste Leiter der Galerie, in den sechziger und siebziger Jahren erworben und heute zeigt sich, wie vorausschauend er war.

War das nur die Weitsichtigkeit von Jan Sekera? Aus den Dokumenten, die nun in der Ausstellung „Konstruktive Tendenzen“ gezeigt werden, ist ersichtlich, dass hinter der damaligen Konzeption der Galerie auch Zdeněk Sýkora, Vladislav Mirvald und der Ästhetiker und Kunstkritiker Josef Hlaváček standen.
Das ist wahr, diese Galerie war damals ihr Traum, insbesondere Josef Hlaváček und auch Josef Šimůnek haben viel für ihre Entstehung getan, aber für die Ankäufe war dann Jan Sekera zuständig. Er wählte mit sicherem Gespür die Bilder aus, die wichtig waren, um die Entwicklung des jeweiligen Künstlers zu dokumentieren. Zum Beispiel Sýkoras „Graue Struktur“ (Šedá struktura), aber auch das erste Bild, das er mithilfe des Computers geschaffen hatte. Und dabei geht es nicht nur um den Konstruktivismus, es gibt hier durchaus auch andere große Namen. In Louny befinden sich wirklich grundlegende Werke.

 

Die „Graue Struktur“ (Šedá struktura) von Zdeněk Sýkora aus den Jahren 1962–1963 in der Ausstellung „Konstruktive Tendenzen“ in Louny, Foto: Kateřina Zemanová

 

Nur dass lange Zeit fast niemand von ihnen wusste. Die Galerie in Louny war einige Jahre geschlossen, sie organisierte ein Minimum an Veranstaltungen. Alica Štefančíková hat diese Institution dreißig Jahre lang geleitet, es gab sogar eine Petition für ihren Verbleib in der Leitung der Galerie, dennoch wird die Galerie seit 2019 von Kateřina Melenová geleitet. Sind Sie mit dem nun eingeschlagenen Kurs zufrieden?
Es ist zweifellos eine Veränderung zum Besseren, endlich geschieht dort etwas! Seit Kateřina Melenová die Galerie leitet, werden Ausstellungen und Begleitveranstaltungen durchgeführt, zu denen auch wirklich Leute kommen, zum Beispiel besuchen die Ausstellung „Konstruktive Tendenzen“ an den Wochenenden jeweils bis zu einhundert Menschen. In den zehn Jahren zuvor war die Galerie im Grunde von der Bildfläche verschwunden – die Galerie brauchte niemanden und niemand brauchte die Galerie... Eine Galerie hat nicht nur die Aufgabe, Ausstellungen zu veranstalten, sie hat auch einen Bildungsauftrag, außerdem sollte sie die Künstler vor Ort miteinander vernetzen, sich um sie kümmern und ihnen fachkundig zur Seite stehen. Und sie muss auch auf verschiedene Jubiläen eingehen und an Persönlichkeiten der Kunstszene in Louny, an Künstler und Kunsthistoriker, erinnern. Zehn Jahre lang ist hier nichts davon geschehen.

Zdeněk Sýkora gestaltete auch Kunst im öffentlichen Raum. Früher gab es in der Tschechoslowakei das sogenannte Vier-Prozent-Gesetz, das vorschrieb, dass bei öffentlichen Bauten mindestens vier Prozent des Budgets in Kunst investiert werden müssen. Vermissen Sie heute ein solches Gesetz? Würden wir damit besser fahren?Eine schwierige Frage, denn nicht alle Kunst aus dieser Zeit ist von hoher Qualität. Es wäre aber nach wie vor besser, wenn ein solches Gesetz in Kraft wäre, statt dass niemandem in den Sinn kommt, dass Kunst ein Teil der Architektur sein sollte. Es geht nicht um die vier Prozent, es kann auch weniger sein, aber es wäre gut, wenn auch die Architekten mit der Kunst rechnen würden.

In einem Interview für iDnes haben Sie gesagt, Zdeněk Sýkora habe der Zerstörung von Werken im öffentlichen Raum unaufgeregt gegenübergestanden, es habe ihn überhaupt nicht aus der Ruhe gebracht. Leiden auch Sie nicht darunter?
Ich leide darunter. Als ich die Wand in der Jindřišská-Straße in Prag gesehen habe, die sich ursprünglich im öffentlichen Raum befand und 2005 Teil eines Cafés wurde, wo man sie durch ein eingezogenes Stockwerk in zwei Teile teilte, war ich am Boden zerstört. Ich wäre vielleicht sogar vor Gericht gezogen, aber Zdeněk blieb ganz ruhig. Um eine weitere Arbeit in Litvínov (wo Zdeněk Sýkora 1977 auf einem Gehweg und an der Wand eines ehemaligen Einkaufszentrums eine schwarz-weiße Struktur geschaffen hat, Anm. d. Red.) kümmert man sich überhaupt nicht, da ist keine Instandsetzung mehr möglich, man könnte allenfalls eine Replik anfertigen. Wir haben bereits mit dem Rathaus darüber verhandelt, aber es ist nach wie vor nur ein Plan, sie haben kein Geld. Vielleicht wäre ihnen ja ein Privatinvestor willkommen.

 

Mosaiken von Zdeněk Sýkora aus dem Jahr 1977 an den Wänden eines (ehemaligen) Einkaufszentrums, Foto: Kateřina Zemanová

 

In Louny entstand schon 2014 ein Projekt, das nach seiner Umsetzung viele kontroverse Emotionen weckte. Diese geometrische Komposition Zdeněk Sýkoras von 1962 entstand ursprünglich für den Brandschutzvorhang des Theaters, zusammen mit dem Architekten Josef Pleskot haben Sie sie auf die Fläche vor dem Theater übertragen. Sind Sie zufrieden mit dem Ausgang des Projekts oder würden Sie aus dem Abstand heraus einige Dinge anders machen?
Es ist interessant, dass sich nach der öffentlichen Präsentation des Projekts niemand gemeldet hat, die Petition zugunsten seiner Umsetzung unterzeichneten zweitausend Menschen, ich hatte das Gefühl, das es von allen gut aufgenommen wurde. Erst als die Piazzetta fertig war, wurde in den sozialen Netzwerken eine Welle der Kritik losgetreten. So etwas wurde auf der Welt zum ersten Mal gemacht, vielleicht hätten einige Dinge gründlicher geprüft werden sollen, aber wir haben eine Ausbesserung vorgenommen und inzwischen ist die Piazzetta in Betrieb.

 

Zdeněk Sýkora und Vladislav Mirvald 1962 beim Malen des Launer Theatervorhangs, Foto: Archiv Lenka und Zdeněk Sýkora

 

Ja, zunächst stellte sich heraus, dass die weißen Teile der Fläche bei Regen sehr glatt sind, im letzten Jahr musste die Malerei dann erneut instand gesetzt werden, denn die rutschfeste Schicht, die nach der Kritik darauf aufgebracht worden war, hatte sich nicht ausreichend mit dem Untergrund verbunden und die Malerei begann sich abzulösen. Inzwischen ist alles, wie es sein sollte?
Die Piazzetta ist glatt, wenn es friert, und es ist auch überall in der Umgebung glatt, aber bei Regen kann man inzwischen besser darauf laufen als zum Beispiel auf Granitpflaster. Die ständige Kritik an der Piazzetta kommt aus einer einzigen Quelle und wird permanent aus ihr gespeist, aber ich bin davon überzeugt, dass es eine gute Sache ist, und sie wurde übrigens vom Architekten Petr Hájek in der Jahresschrift „Česká architektura 2019–2020“ (Tschechische Architektur 2019–2020) zum Projekt des Jahres gekürt.

 

Die Piazzetta vor dem Vrchlický-Theater in Louny, Foto: Pavel Planička

 

In der Sendung „Vizitka“ im Tschechischen Rundfunk haben Sie gesagt, dass Josef Pleskot bei der Gestaltung der Ausstellung „Zdeněk Sýkora – Meine Natur“ (Moje příroda) im Unterschied zu Ihnen nicht von Konventionen eingeengt war. Von welchen Konventionen fühlen Sie sich denn eingeengt?
In solchen Situationen denke ich immer an Zdeněk, was er sagen würde, wie er die Sache lösen würde, ich habe von ihm bestimmte Regeln gelernt, das sind meine Konventionen und Schranken. Josef Pleskot ist frei, unbelastet und kreativ, es war also für mich eine Bereicherung, mit ihm zusammenzuarbeiten – sowohl bei der Planung der Piazzetta als auch bei der Gestaltung der Ausstellung. Ich habe meine Konventionen neben ihm gern über Bord geworfen. Und was die Piazzetta betrifft, hatte ich die Vorstellung, dass wie in Litvínov oder in den Niederlanden eine Struktur genutzt wird, aber schließlich habe ich Josefs Konzept für die Verwendung der geometrischen Komposition für den Theatervorhang sehr gern zugestimmt. Es ist ihre Rückkehr in den öffentlichen Raum, aus dem sie vor zwanzig Jahren auf rätselhafte Weise verschwunden war.

Verfolgen sie die junge Kunstszene in der Stadt Louny? Also falls es eine solche gibt...
Die Bildhauerin Monika Immrová habe ich schon ihr ganzes bisheriges Künstlerleben hindurch im Blick, sie ist vielleicht die jüngste (die in Louny geborene Künstlerin ist Jahrgang 1970 – Anm. d. Red.). Ehrlich gesagt kenne hier ich niemanden, der, sagen wir, um die dreißig ist und malt. Vielleicht liegt das auch daran, dass hier das Netzwerk rund um die Galerie lange Zeit nicht aktiv war.

 

Lenka Sýkorová heute, Foto: Kateřina Zemanová

 

Zdeněk Sýkora wurde auch wegen seiner Werke berühmt, die er mithilfe des Computers schuf, in seiner Zeit war er ein Vorreiter. Was, meinen Sie, würde er zu den heutigen Schöpfungen der künstlichen Intelligenz sagen?
Ich denke, er wäre dafür nicht zu haben, auch in seinem Schaffen hat der Computer nichts selbst kreiert, er war nur ein Hilfsmittel, wie beispielsweise ein Pinsel oder ein Zirkel. Er wollte seine Kompetenzen als Künstler keiner Maschine überlassen. Von der Bewegung der Computerkünstler hat er sich dann auch distanziert. Vielleicht könnte er es aber auch von der anderen Seite her betrachten, sicher würde er würdigen, wie weit sich diese Technik seit den sechziger Jahren entwickelt hat, als er der „weltweite Vorreiter bei der Nutzung des Computers in der Kunst“ war. Meiner Ansicht nach handelt es sich aber nicht um Kunst. Diese ist doch eine typisch menschliche Aktivität, die auf der Einzigartigkeit eines jeden Menschen basiert.

Sie haben ihr Leben eng mit dem Werk Zdeněk Sýkoras und mit der Stadt Louny verwoben. Haben Sie das nie bereut?
Was Zdeněk Sýkora angeht, ganz bestimmt nicht. Was Louny angeht, muss ich sagen, dass ich – abgesehen von der Piazzetta – hier zufrieden bin. In den achtziger Jahren wäre ich vielleicht lieber in Prag gewesen, ich stamme nämlich aus einer Großstadt, wo das Gebimmel der Straßenbahnen dazugehörte. Aber mit der Zeit habe ich mich eingewöhnt und wollte nicht mehr umziehen. Auch nicht nach Zdeněks Tod. Dieses Haus war unser Kosmos… Ich fühle mich wohl hier, ich bin hier nach wie vor mit ihm verbunden.

 

LENKA SÝKOROVÁ (* 1957)

Lenka Sýkorová studierte an der Philosophischen Fakultät der Karlsuniversität Prag die Fächer Kunsterziehung, Tschechische Sprache und Literatur und lernte dort ihren damaligen Lehrer Zdeněk Sýkora kennen, den sie 1983 heiratete. Seit Mitte der achtziger Jahre arbeiteten sie zusammen.

 

KONSTRUKTIVE TENDENZEN

Kurator: Pavel Kappel. Benedikt-Rejt-Galerie, Pivovarská 34, Louny.
Die Ausstellung läuft bis zum 9. April 2023.

4. 11. 2022 - 15. 1. 2023
Galerie U Bílého jednorožce
Klatovy

Nepřestávej toužit
16. 6. - 10. 9. 2022
Galerie Zdeněk Sklenář
Schönkirchovský palác, Mikulandská 7
Prag 1

Umění v českém veřejném prostoru po roce 1989
Galerie Jaroslava Frágnera, Praha
1. 7. - 4. 9. 2022

Ausstellung der Kunstsammlung Michal Richter
Prag, Magnus Art,  J&T Bank Galerie
Sokolovská 700 / 113 a, Prag 8
4. 2. - 4. 6. 2022

The Hunt Museum Limerick, Ireland
10. 2. - 24. 4. 2022

Grenzcheide
Klatovy, Galerie U Bílého jednorožce
6. 11. 2021 -16. 1. 2022

Hoyerswerda, ZCOM Zuse-Computer-Museum
19. 9. 2021 - 28. 2. 2022

Zdeněk Sýkora - Kombinatorik
Milan Dobeš - Licht und Bewegung

Galerie Zdeněk Sklenář
Schönkirch-Palais
Prague 1, Mikulandská 7
14. 9. - 20. 10. 2021

Galerie Benedikta Rejta v Lounech
14. 5. - 25. 7. 2021

Pictures, sculptures, drawings, prints 1900 - 2021
Prag, Galerie Zdeněk Sklenář
seit 21. 1. 2021

Prag, Galerie Zdeněk Sklenář
Schönkirch-Palais, Mikulandská 7
22. 11. 2020 - 16. 1. 2021

Prag, Galerie Zdeněk Sklenář
20. 6. – 15. 8. 2020

Ostrava, Dolní Vítkovice
Milan-Dobeš-Museum, Mehrzwecksaal „Gong“
1. 3. – 3. 5. 2020

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