Zdeněk Sýkora / Ausstellung anlässlich der Verleihung des Vladimír-Boudník-Preises
Prag, 3. 3. - 2. 4. 2009

Die Ausstellung wurde gefördert von: Peter Bielicky, Jaroslav Brabec, Vladimír Drápal, Vladimír Hubička, Veronika Hudečková, Kaderovi, Kappelovi, Zdeněk Křenek, Lenka Mikolášová, Aleš Najbrt, Martin Routa, Sainerovi, Zdeněk Sklenář, Sochorovi, Tomáš Svoboda, Jiří Šalanský, Jaroslav Trkovský sen., Jaroslav Trkovský jun., Mirek Vavřina, Miroslav Velfl, Libor Veselý und Zdeněk Ziegler


Zdeněk Sýkora – Ausstellung anlässlich der Verleihung des Vladimír-Boudník-Preises 

Nach den kürzlichen Ehrungen im Ausland erhielt Zdeněk Sýkora in diesem Jahr im Alter von 89 Jahren nun auch in seiner Heimat den ersten offiziellen Preis für seine Arbeit. Es ist vielleicht etwas paradox, dass Sýkora, während er in der Welt Anerkennung für sein Lebenswerk erntet – Frankreich ehrte ihn mit dem Orden „Chevalier dans l'Ordre des Arts et des Lettres“, in Österreich wurde ihm der Herbert-Boeckl-Preis verliehen, ein Gemälde von ihm befindet sich in der ständigen Sammlung des Centre Pompidou in Paris – in Tschechien eine erste derartige Ehrung vielleicht etwas überraschend für sein grafisches Werk zuteil wurde.

Zdeněk Sýkora betrachtete sich selbst immer in erster Linie als Maler. Zur Grafik brachte ihn in den sechziger Jahren sein beständiger Wunsch, zu experimentieren und die Möglichkeiten und Grenzen der bildnerischen Formensprache auszuloten. Im Jahr 1963, ein Jahr nachdem er in seiner Malerei die ersten Strukturen geschaffen hatte, beginnen sich davon mehrere parallele Entwicklungslinien seines Schaffens abzuleiten – der Maler wird mit einem Mal auch zum Bildhauer und Grafiker. Es war keine apriorische Entscheidung, Zdeněk Sýkora kommentierte auch diese Augenblicke später selbst als Situationen, in die er hineingezogen wurde und gegen die er sich nicht wehren wollte und konnte. Ein Beleg für sein unkonventionelles Vorgehen, seine konsequenten Gedankengänge und seine Bereitschaft, jederzeit über die Grenzen des Üblichen hinauszugehen – also die charakteristischen Züge, die in seinem gesamten Werk als Maler so gut erkennbar sind –, ist auch seine Entscheidung, schon in den sechziger Jahren den Computer in seine Arbeit einzubeziehen. Seine Unvoreingenommenheit kommt auch in der Wahl der Techniken und Materialien zum Ausdruck. Für seine dreidimensionalen Objekte verwendete er in dieser Zeit Holz, Metall, Glas und Hart-PVC. Auch auf dem Gebiet der Grafik experimentierte er zunächst mit verschiedenen Techniken – Linolschnitt, Blindprägung, Druck auf PVC –, um schließlich bei der Serigrafie zu bleiben, die ihm am meisten behagte. Die Grafik diente ihm aber auch weiterhin als geeignetes Instrument, um im Grunde malerische, bildnerische Probleme zu untersuchen.

Die universelle Sprache der Geometrie und die Technik der Serigrafie erwiesen sich darüber hinaus schon bald nach der Niederschlagung des Prager Frühlings als glückliche Kombination, die es ermöglichte, Kontakte anzuknüpfen, die sich dank Ausstellungen im Ausland schon ab der Mitte der 60er Jahre vielversprechend entwickelten. Obwohl es nicht möglich war, ins Ausland zu reisen, blieb immer noch die Möglichkeit, per Post Fotos oder Dias von Gemälden und Anweisungen bezüglich Maßen und Farbgebung zu schicken. Mithilfe dieser Unterlagen konnten im Ausland die entsprechenden Grafiken gedruckt werden, zu denen der Künstler dann nachträglich Schildchen mit der Signatur sendete. Das Verharren im prestigeträchtigen Kontext der konstruktiven Kunst trug auch zur Aufnahme seiner Grafiken in Gruppenalben bei, die in den siebziger Jahren im Verlag Editions Gilles Gheerbrant in Montreal und im Kunstcentrum Gorinchem erschienen.

In den neunziger Jahren war es nicht mehr notwendig, die Entwürfe mit der Post ins Ausland zu schicken. Zdeněk Sýkora war ein anerkannter Künstler und konnte in aller Ruhe die Früchte seiner früheren Arbeit ernten, obwohl er schon mehr als fünfzehn Jahre ganz mit der nächsten Periode seines Schaffens – den Linien – beschäftigt war. Die Linien-Grafiken entstanden zwar jeweils zu einem bestimmten Anlass, der Künstler wählte aber jedes Mal ein Thema, das in der Regel in der Malerei nicht zu lösen war, und nutzte so auch weiterhin die spezifischen Eigenschaften der Grafik, um den Prinzipien der eigenen Malerei auf den Grund zu gehen. So konzentrierte er sich in den Grafiken beispielsweise auf ein Detail, kehrte zu einer bestimmten Phase eines bereits fertigen Gemäldes zurück, erprobte mehrere Varianten ein- und desselben Motivs oder visualisierte ein Bild in seinen Entstehungsphasen.
Zdeněk Sýkora nahm immer all das mit Rasanz, Freude und ohne Vorurteile in Angriff, das, wie er selbst sagte, verspricht, den Ausdruck des Lebensgefühls zu vertiefen oder zu erhellen (aus diesem Blickwinkel kommt es nicht so sehr darauf an, ob dieser oder jener Teil seines Werks Anerkennung fand). Dieser Wesenszug, der sowohl seine Haltung zum Leben als auch zu seiner Arbeit prägt und der auch so beispielhaft in der Beziehung des Malers zum grafischen Schaffen zum Ausdruck kam, verdient unseren Respekt und wird nicht nur in der Welt, sondern endlich auch in seiner Heimat mit Preisen gewürdigt.

Pavel Kappel, Januar 2009

Zdeněk Sýkora / Ausstellung anlässlich der Verleihung des Vladimír-Boudník-Preises

Clam-Gallas Palais, Husova 20, Prag
3. 3. - 2. 4. 2009
Ausstellungskonzept: Pavel Kappel